Manfred (65), altgedienter CEO der Stadtwerke Luchshausen

Als langjähriger CEO der Stadtwerke Luchshausen ist Manfred in der Außenwahrnehmung das vielleicht bekannteste Gesicht des Energieversorgers – zumindest, wenn man seine Statements und Fotos im Luchshausener Lokalblatt summiert, zu dessen Reporter:innen Manfred seit jeher ein gutes Verhältnis pflegt. Seine Präsenz bei städtischen Events hat in den vergangenen Jahren allerdings ein wenig nachgelassen, was damit zusammenhängen mag, dass sich Manfred gedanklich bereits intensiv mit seinem in Kürze beginnenden Ruhestand auseinandersetzt und nicht mehr „immer und überall zugleich sein muss“, wie er es früher stets gerne formulierte.

Überhaupt findet Manfred, dass früher zwar nicht alles, aber doch recht vieles besser als heute war: Strom aus Kohle und Atomstrom wurde von Verbraucher:innen ohne Widerspruch akzeptiert, und mit Forderungen nach mehr nachhaltiger Energieerzeugung wurden bei ihm zum Glück nur sehr sporadisch ein paar Ökos (mit den falschen Parteibüchern, wie Manfred hinter vorgehaltener Hand zu sagen pflegt …) sowie die Leiterin des Luchshausener Waldorf-Kindergartens vorstellig – ein paar nette Worte zu Wind und Sonne beim nächsten volksnahen Auftritt, und der leidige Themenkomplex konnte erst einmal wieder ad acta gelegt werden.

Auch die Mitarbeitenden der Stadtwerke waren früher gemäß Manfreds Meinung einfacher zu lenken, und mit kuriosen Ideen wie „flachen Hierarchien“ oder „Mitbestimmung“ musste er sich nie wirklich auseinandersetzen: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“, gehört zu den flotten Sprüchen, die Manfred gerne im Kreis von Vertrauten zum Besten gibt, um anschließend die Zustimmung in den Gesichtern der Anwesenden – bei denen es sich fast immer um Männer handelt – genießen zu können.

Wie sich seine designierte Nachfolgerin Charlotte den neuen Kurs der Stadtwerke Luchshausen vorstellt, ist Manfred ein Rätsel: Ihre konfus wirkenden Ideen sind mit viel zu viel Risiko für das Unternehmen behaftet, und der „neumodische Digitalkram“ bereitet bekanntermaßen ohnehin nur Probleme, wenn es schon schwierig genug ist, die IT-Infrastruktur im Keller des Gebäudes einigermaßen zuverlässig am Laufen zu halten. Ständig redet Charlotte von „der Cloud“, doch Wolken interessieren Manfred eigentlich nur, wenn er die Fenster seines Autos öffnen möchte, um im Sommer den sanften Fahrtwind genießen und genüsslich eine Zigarre rauchen zu können, was ihm seine bessere Hälfte im trauten Heim leider untersagt. Allerdings ist seine Gattin gelegentlich für ein gutes Glas Wein zu gewinnen – zumindest, wenn die Gartenarbeit rund um das großzügig dimensionierte Eigenheim der Familie erst einmal erledigt ist …

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